Archiv des Autors: Tesa

Noch schlafloser in Mumbai – und ab nach Hause

Vielleicht ist das alles, was man über Straßen in Indien wissen muss: Von Goa nach Mumbai sind es ungefähr 600 Kilometer – unterwegs waren wir von nachmittags um drei bis zum nächsten Vormittag um elf. In einem Sleeper Bus zwar, in dem aber an Schlaf kaum zu denken war, weil man ständig im „Bett“ rumkugelte und sich den Kopf überall anstieß. Dazu die Abschiedsstimmung: eine schwer zu beschreibende Mischung aus Trauer, Vorfreude und Dankbarkeit.

Noch einmal einen Tag in Mumbai zu verbringen, wo es ja auch losging, war eine gute Idee. Es hat die Reise „rund“ gemacht. Ich hatte zwar kein Zimmer, konnte aber meinen Rucksack bei Freunden im Hotel unterstellen und wir sind auf große Shopping-Tour gegangen – das mit dem Handeln habe ich wirklich ordentlich gelernt inzwischen! Nach einem letzten Abendessen und einem ebenfalls letzten Kingfisher-Bier (die Schotten am Tisch nannten es, nicht ganz zu Unrecht, elephant piss…) ging es dann um Mitternacht mit dem Taxi zum Flughafen.

Außer, dass sie lang war, gibt es zur Rückreise nicht viel zu sagen. Wegen eines Schneesturms in Istanbul musste ich auf den zweiten Flug etwas länger warten als die ohnehin eingeplanten sechs Stunden. In Transit-Bereichen in Flughäfen herrscht eine eigene, seltsame Stimmung. Ein Libyer neben mir zeigte mir unaufgefordert Fotos auf seinem iPhone, die ihn mit einer offenen Schusswunde im Bauch zeigten. „Gaddafi, Gaddafi!“, sagte er dazu. Leider konnte er wirklich kein Wort Englisch, ich hätte ja schon gern genauer nachgefragt.

Nach mehr als 60 Stunden ohne Schlaf, der diesen Namen verdient hätte, kam ich schließlich in Tegel an. Ich, wohlgemerkt – mein Gepäck nämlich nicht. Auf das warte ich noch, der in Indien erworbene Optimismus („keiner weiß wie, wann und warum, aber irgendwie klappt es schon“) muss gleich mal seine Deutschlandtauglichkeit unter Beweis stellen.

Immer noch unausgeschlafen und mit vielen unverdauten Eindrücken im Kopf fühle ich mich hier nicht berufen, irgendein Fazit aus der Reise zu ziehen oder ein „Urteil“ über Indien zu fällen. Nur so viel: Es nervt, ist laut, chaotisch, fremd, es ist oft dreckig und ziemlich anstrengend. Und ich habe es geliebt. Abseits der Touristenzentren ist in Indien zu reisen kein Spaziergang, aber ich würde es sofort wieder machen (der Norden fehlt mir ja komplett!). Incredible India – der vielleicht treffendste Werbeslogan überhaupt!

Und damit verabschiede ich mich. Danke fürs Lesen, Kommentieren und Mitfiebern!

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Ballermann! Ach nee, Goa, Palolem.

Da ich Gokarna die Schuld für meinen desolaten Zustand gab, machte ichmich gleich am frühen Morgen wie ohnehin vorgesehen auf den Weg nach – finally – Goa. Wohin ich dort wollte, immerhin ist es ja ein Land, wusste ich allerdings nicht, es fuhr sowieso nur ein Bus nach Norden. Hilfreich: Bekannte meldeten sich, sie seien in Palolem. Also dahin. Knapp vier Stunden, ein Katzensprung hierzulande!

Goa ist nicht so sehr groß, hat aber einen Haufen Strände. Generell gilt: Der Norden ist die Party-Zone, der Süden entspannt. Palolem allerdings ist die Party-Zone des Südens. Ein Strand wie aus dem Bilderbuch, perfekt geschwungen, goldener Sand, türkisblaues Meer, Palmen – und eine Hütte an der anderen, vorne Restaurant, hinten Unterkünfte. Die Preise sind für Indien unverschämt, eine Hauptmahlzeit kostet hier bis zu vier Euro umgerechnet, und dazu ist das Essen auch noch durchschnittlich bis mäßig. Dafür läuft den ganzen Tag Bob Marley oder Unz-Unz-Musik und es gibt überall Alkohol.

Palolem am frühen Morgen

Der Ballermann-Vergleich ist natürlich völlig unangebracht. Um elf, spätestens Mitternacht ist abends alles ruhig, niemand wird betrunken irgendwie aus- oder auffällig, gebaggert wird kaum bis gar nicht, und gegen Bob Marley ist ja eigentlich nichts einzuwenden. Viele Leute wohnen hier seit Jahren jeden Winter für sechs Monate. Aber trotzdem: Das „echte“ Indien sieht für mich ganz anders aus. Deswegen fühlt es sich eben doch ein bisschen an wie Ballermann – schon wegen der Bikinis und der Träger-Shirts. Maßstäbe können sich schnell ändern. Um gesund zu werden, nochmal kräftig Sonne zu tanken und langsam, langsam Abschied zu nehmen bin ich hier genau richtig.

Denn morgen Abend fahre ich im Sleeper-Bus mit einer Schweizerin nach Mumbai, verbringe dort meinen letzten Indien-Tag und um halb sechs morgens geht mein Flug…

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Und ab nach Go…karna

Nein, ich saß oder vielmehr lag nicht im falschen Bus. Schuld an der tausendundersten spontanen Planänderung waren drei Österreicher. Erst hat mir die eine von einem Ort namens Gokarna vorgeschwärmt, dann erzählt das Wiener Pärchen im Bett gegenüber, der Bus halte auch dort und sie seien auf dem Weg dahin – kann kein Zufall sein, dachte ich mir, alles Karma und so weiter, und meldete beim Fahrer an, auch nach Gokarna zu wollen.

Der Tempel, den ich im Verdacht habe (trotzdem schön)

Was ich nicht wusste: Der Bus hielt nicht dort, sondern eine Stunde entfernt im Wald, und das nachts um zwei. Da saßen wir, ein Häufchen übermüdeter und orientierungsloser Packpacker, und wussten nicht, ob der versprochene Minibus tatsächlich kommen würde. Er kam, aber nachts umd drei an einem stockdunklen Strand, umgeben von Hunden und Kühen, sah die Lage zunächst auch nicht viel rosiger aus. Weiter halfen dann nach Sonnenaufgang, wie immer, ein Masala Chai (wenn auch mittelmäßig), ein Frühstück und eine kleine Bambushütte – tatsächlich das erste Mal auf der Reise, dass ich mir mit niemandem das „Zimmer“ teilte!

Die Österreicherin hatte nicht zu viel versprochen, Gorkarnas Strände sind paradiesisch schön und gar nicht „busy“, wie man in Backpacker-Fachsprache sagt. Auch das Städtchen selbst, ein Pilgerort, ist überschaubar und für indische Verhältnisse sehr entspannt. Ich gönnte mir also einen ruhigen Tag mit langem Spaziergang, gutem Essen und gelegentlichem Ins-Wasser-Hüpfen. Alles gut – bis sich abends irgendwas komisch angefühlt hat… um es kurz zu machen, die Nacht in der eignenen Hütte, in den Schlaf gerauscht vom Meer 20 Meter weiter, war ein Alptraum, und erst jetzt, zwei Tage später, bin ich wieder fieber-, magenkrampf- und allgemein beschwerdefrei. Ich weiß nicht, ob es das Thali am Abend, das Lassi oder das angebliche „heilende“ Wasser aus dieser Tempelquelle war – das ich natürlich unbedingt trinken musste.

Mein Stolz hat unter dieser Episode ein wenig gelitten, denn bis dahin hatte ich mir einiges darauf eingebildet, rundum gesund geblieben zu sein – dabei habe ich vom ersten Tag an alles missachtet, was Indien-Erfahrene und Reiseführer zu diesem Thema zu sagen haben. Ich putze meine Zähne mit Leitungswasser, trinke, was man in Restaurants an Wasser bekommt, berühre die Becher beim Trinken, esse Salat und Obst und glaube außerdem an die Faustregel „Je ranziger ein Street Food Laden aussieht, desto besser schmeckt, was man dort bekommt“. Und was war? Nix! Bestimmt war’s der Tempel.

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Im Wunderland: Hampi

Meditieren über Hampi

Baum-Versuch (gescheitert) am Hanuman-Tempel

In Hampi, um Hami und um Hampi herum

Merke: Eine zweite Nacht im Semi Sleeper ist überhaupt kein Problem, die Müdigkeit siegt! Losgefahren, eingeschlafen, angekommen. Der Bus war voller Traveller, darunter sogar einige bekannte Gesichter aus dem Ashram und aus Munnar (Indien ist eben ein Dorf, haha), so dass ich mich nicht alleine auf die Suche nach einer Unterkunft machen musste. Schon die Fahrt im Minibus von Hospet nach Hampi: Spektakulär!

Hampi ist ein kleines Dorf, das auf einem großen Gelände liegt, auf dem früher mal 500 000 Hindus gelebt, gehandelt und gebetet haben. Heute sind vor allem Bazare und Tempel zu sehen. Die Ruinen sind aber – in meinen Augen – nichts gegen die zauberhafte Landschaft. Reisfelder, Palmenhaine und wie aufeschüttet wirkende Berge aus roten Felsbrocken wirken wie ausgedachte und künstlich-perfekt drappierte Kulissen.

Um möglichst viel davon mitzubekommen, haben wir und Fahrräder gemietet und sind damit die holprigen Straßen mehr entlang gehüpft als entlang gefahren, und ich kam aus dem Staunen gar nicht heraus. Das absolute Hightlight war ein Tempel oben auf einem Berg – die Geburtsstätte des Affengotts Hanumans. Entsprechend viele Affen sind dort oben unterwegs, allerdings beachtet man die nach drei Wochen Indien schon gar nicht mehr. Die Aussicht war – ich lade gleich Bilder hoch 🙂

Hampi ist nicht nur unglaublich schön, sondern auch unglaublich touristisch. Den Abend in einer Runde (Möchtegern-)Hippies  bei Burger, Kingfisher und Pulp Fiction ausklingen zu lassen, war nach Mysore genau das Richtige für mich.

Am nächsten Tag dann Power-Sightseeing in den Ruinen. Für den Abend hatte ich schon wieder einen Bus (SLEEPER!) nach Goa gebucht und wollte trotzdem alles sehen. Eine vermentliche „Abkürzung“ führte einen Kanadier und mich leider ins Nirgendwo, und ein alter Bauer musste uns auf unseren dornengeschundenen Beinen wieder auf den richtigen Weg führen.

Zur Belohnung habe ich mir eine gewaltige Portion Streetfood gegönnt, das beste an Essen, was Indien zu bieten hat, und mich dann in den Bus nach Goa gelegt. Dachte ich jedenfalls…

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Wie ich einmal nicht in Mysore uebernachtet habe

Gestern war ich noch in Munnar (und bin wie bescheuert auf einen Berg und wieder runter gerannt, um den Bus zu kriegen), heute bin ich schon – und noch – in Mysore: Das indische Bus-Netz macht es moeglich. Gereist bin ich 15 Stunden lang in einem sogenannten Semi Sleeper Bus, der wahrscheinlch so heisst, weil man in ihm nur halb schlafen kann – jedenfalls ist es eher unerfreulich. Die Plastiksitze lassen sich nach hinten kippen, aber der unfassbare Zustand der Strassen in Kombination mit einer sehr fragwuerdigen Federung laesst einen sehnsuchtsvoll ans Berliner Kopfsteinpflaster denken. Morgens um halb 6 war die Stimmung dementsprechend maessig, dann natuerlich das Hotel voll, die Rikshafahrer noch ein wenig aufdringlicher, und einen vernuenftigen Masala Chai (der immer hilft) gab es auch nirgends.

Erfreulich in Mysore sind allerdings neongelb angemalte Kuehe in den Strassen und der Palast. Er wurde 1912 nach einem Brand neu aufgebaut und hat wenig mit indischer Architektur zu tun, zeigt dafuer aber umso schoener, wie so etwas in den Augen eines englischen Architekten auszusehen hat.

Weil ich mich hier aber nicht sonderlich wohlfuehle und aussderdem die Zeit rennt, habe ich ein weiteres Semi Sleeper Bus Ticket erstanden und werde morgen frueh um 6 doppelt und dreifach uebernaechtigt in Hampi eintreffen.

Zwei Hinweise:

Meine deutsche Simkarte funktioniert seit Tagen nicht und die indische nur sporadisch, Mail ist also der bessere Weg.

Und: Alle Fehler in diesem Beitrag sind der lausigen Tastatur geschuldet! Ich hab morgen bestimmt Finger-Muskelkater.

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Damm, Streik, Chaos: irgendwie nach Munnar

 

 

 

 

 

 

Einen Tag nach meiner Indien-Krise war ich wieder bester Dinge und machte mich mit drei der vier Backwaters-Freunde auf den Weg in die Western Ghats. Das sind Berge in der Mitte von Suedindien, beruehmt fuer angenehme Kuehle und Teeplantagen.

Bestimmt als Rache fuer meine schlechte Laune am Vortag schlug Indien zurueck: Wegen irgendeines Damms wurde  plotzlich im ganzen Land gestreikt. Nicht nur die Busfahrer hielten urploetzlich in voellig abgelegenen Kaeffern an und erklaerten, es gehe in fuenf Stunden weiter. Scheinbar jeder Ladenbesitzer, Schuhputzer und Rikshafahrer legte die Arbeit nieder, rien n’allait plus. Immerhin schafften wir es trotzdem in die Berge, wenn auch nicht wie geplant nach Kodaikanal, sondern nur bis Munnar, und bekamen ziemlich bizarre Tramp-Erlebnisse umsonst obendrauf.

Munnar liegt auf 1600 Metern Hoehe mitten in endlosen Teeplantagen. Um meine Nerven-Akkus wieder aufzuladen, habe ich auf eine organisierte Touristen-Tour verzichtet und bin auf eigene Faust und alleine Wandern gegangen. Viel Gruen, Alleinesein und vor allem mal kein Laerm und Gehupe – der Urlaub vom Urlaub war genau das Richtige, und von der Landschaft hier oben kann ich gar nicht genug bekommen. Und nicht zuletzt kommen hier meine geschlossenen Schuhe, Pullover und sogar die Windjacke zum ersten Mal zum Einsatz – schoen, die nicht umsonst mitgeschleppt zu haben!

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Liebe Inder!

Familienfoto

1. Es sind, ausser mir, noch andere Europaeer hier. Viele. Ich sehe sie mit eigenen Augen. Letzte Woche waren bestimmt auch schon welche da. Also hoert auf, mich anzustarren wie Siva persoenlich!

2. Ja, ich existiere – auch wenn ihr mich nicht dauernd anfasst. Lasst das.

3. Wenn ich beim Schlangestehen nicht den Koerperkontakt zu meinem Vordermann suche, dann heisst das nicht, dass sich fuenf von euch dazwischendraengeln sollen.

4. Wenn ihr ausser „Where are you from?“ und „What is your name?“ wirklich kein Wort Englisch koennt, dann fangt keine Unterhaltung mit mir an.

5. Kopfwackeln ist keine Kilometer- und keine Zeitangabe!

6. Es ist physikalisch moeglich, dass zwei Autos aneinander vorbei fahren, ohne zu hupen. Probiert es doch mal aus.

7. Ihr habt so ein wunderschoenes Land – hoert auf, euren Muell ueberall, aber auch wirklich ueberall einfach fallenzulassen!

Vielen Dank.

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Im indischen Spreewald: Die Backwaters

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwei Tage „Disneyland“ am Strand waren genug, um wieder zurueck ins Leben zu finden. Mit dem Zug ging’s deswegen weiter nach Norden: Nach Alleppey, einer kleinen Stadt in den „Backwaters“ – der Rough Guide nennt sie noch vor dem Taj Mahal als eine Attraktion, die man auf keinen Fall verpassen soll. Ich war inzwischen Teil einer internationalen 5er-Gruppe, und gemeinsam organisierten wir uns eine Tour in zwei Kanus inklusive Guide.

Die sieben Stunden auf dem Wasser waren, anders ist es nicht zu sagen, atemberaubend. Paddelnd und ohne Motor konnten wir durch die kleinsten Kanaele schippern und den Alltag der Menschen dort aus naechster Naehe beobachten. Denn der Spreewald-Vergleich hinkt etwas: Die Backwaters sind dicht besiedelt, die Wasserstrassen regulaere Verkehrswege – sie dienen aber auch als Waschmaschine, Badewanne und Geschirrspueler. Touristen rumkutschieren und Fischfang sind offensichtlich die Hauptgewerbe, aber hinter den Palmen sahen wir auch riesige Reisfelder. Die Schoenheit dieser Landschaft und des Lebens dort zu beschreiben, hat leider gar keinen Sinn. Da hilft nur Fotos gucken, oder, besser: selber hinfahren 🙂

Fuenf Westler, die sich nicht wie alle anderen in Motorbooten fahren lassen, sondern selbst paddeln, waren DIE Sensation auf den Fluessen. Allerdings bin ich durch diese Fortbewegungsart auch knapp am Sonnenstich vorbeigeschrammt. Vielleicht deswegen, vielleicht aber auch, weil es frueher oder spaeter einfach passieren musste, litt ich am Abend unter einer kleinen Nervenkrise. Indien strengt an, da gibt es nichts schoenzureden. Nachdem Inder-Anpampen, Ramona kontaktiern und nicht einmal ein Masala Chai halfen, musste ich meinem Aerger in einem offenen Brief Luft machen…

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Zwei Tage in „Sin City“: Varkala

Vom Sivananda Ashram aus bringen zwei Busse und ein Zug Indien-Reisende in eine voellig andere Welt: Nach Varkala, ein Touristen-Paradies an der Westkueste.  Da ich die Suedspitze Indiens schon in einem Tagesausflug vom Ashram aus erkundet hatte (drei Meere fliessen dort zusammen, es ist ein Pilgerort, der mich ingesamt nicht vom Hocker gerissen hat) und saemtliche Reisefuehrer von den Felsen und Straenden in Varkala schwaermen, war das mein naechstes Ziel.

Vorab: Die Reisefuehrer schwaermen zu Recht. Die roten Felsen, weissen Straende und Palmen sind wirklich traumhaft schoen. Mit Indien hat die Touri-Siedlung aber nichts zu tun. Restaurants heissen hier „Funky Buddha“ oder „Hungry Eyes“, es gibt Burger und Pizza, Alkohol ganz offiziell, Bikinis und Badehosen an den Straenden,und vor allem ist alles viel zu sauber…

Gleich am ersten Abend habe ich genussvoll mit den Ashram-Regeln gebrochen: Oktopus und Engelsfisch, selbst ausgesucht und frisch zubereitet. Purer Genuss. Und dann auch noch ein echter (wenn auch schlechter) Cocktail – perfekter Re-Tox nach dem De-Tox!

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…und ploetzlich im Ashram

Om namo Sivaya!

Der beste Grund, alleine zu reisen: niemand haelt einen von verrueckten Entscheidungen ab. Auf dem Flug von Mumbai nach Trivandrum habe ich meinen Fensterplatz grosszuegig einem Inder ueberlassen (der dann die ganze Zeit geschlafen hat) und sass deswegen neben einer New Yorker Yoga-Lehrerin, die erzaehlte, sie sei auf dem Weg in einen Ashram. Zwei Stunden spaeter sass ich im Taxi auf dem Weg dorthin, ohne die geringste Ahnung, was mich erwartet und ob ich ueberhaupt rein darf. Ich durfte und blieb gleich fuer acht Tage.

Was dort passiert, ist an sich  schnell erzaehlt: 5.20 (!) Uhr aufstehen, 6.00 Uhr Satsang (Meditation, shanten, Mini-Vortrag ueber etwas, was Swami Sivananda mal geschrieben hat), 7.30 Uhr Chai-Tee, 8.00 Uhr Yoga, 10.00 Uhr Essen, 11.00 Karma-Yoga (schoene Umschreibung fuers Arbeiten, z.B. Feuerholz schleppen), 13.30 Uhr Tee, 14.00 Uhr Theorieunterricht, 15.30 Uhr Yoga, 18.00 Uhr Essen, 20.00 Uhr Satsang, 22.30 Uhr Licht aus. Jeden Tag.

Nervoes war ich vor allem vor der ersten Yoga-Stunde, aber es stellte sich heraus, dass mein Berliner Lehrer wirklich gut ist und ich alles schon kannte. Allerdings konnte ich am zweiten Morgen vor Muskelkater kaum aufstehen… Das ging vorbei, und auch wenn vier Stunden Yoga am Tag wirklich anstrengend sind: es hat sich gelohnt!! Nur am Kopfstand hapert es immer noch.

Satsang hat ein bisschen was von einem Gottesdienst, aber sozusagen trans-religioes. Das Shanten ging mir schnell ziemlich auf die Nerven, aber es gehoert dazu. Einer singt vor und alle nach, auf Sanskrit, und die Melodien wiederholen sich staendig. Auch mit dem Meditieren hatte ich zu kaempfen: Zu viele Gedanken im Kopf, zu grosse Schmerzen in Knien und Huefte, manchmal auch zu hungrig 😉 Gewoehnungsbeduerftig ausserdem: Es gibt im ganzen Ashram vielleicht fuenf Stuehle, fuer alte und kranke Menschen. Man sitzt also jeden Tag stundenlang auf dem Boden, was doch recht schmerzhaft sein kann…

Obwohl in unserem „female dorm“ (ca. 40 Betten) die Stimmung oft wie auf Klassenfahrten war, haben der regelmaessige Tagesablauf und das Schweigen (beim Satsang, Yoga und auch beim Essen darf nicht gesprochen werden) etwas sehr Beruhigendes. Es ist viel Zeit und Platz zum Nachdenken. Die kleinen Vortraege und Unterrichtsstunden beschaeftigen sich hauptsaechlich mit der Frage, wie man mit sich und anderen umgehen sollte, und waren wirklich gut und bedenkenswert – und nicht irgendwie abgehoben-spirituell. Dazu das Yoga-Training, unglaublich gesundes Essen (natuerlich vegetarisch und leider fast ungewuerzt, denn nur dann ist es „sattvik“ = rein) und die frische Luft – besser als jede Kur!

Ueberraschenderweise waren nur wenige Leute im Ashram uebermaessig spirituell unterwegs. Vor allem meine Nachbarin im Schlafsaal, Nicole aus L.A., war wunderbar bodenstaendig und hat, als sie beim „Meditieren“ eingeschlafen ist, von Hot Dogs getraeumt. Auch sonst hab ich viele nette Leute kennen gelernt, manche werde ich in den kommenden zwei Wochen auch nochmal treffen.

Der Abschied vom Ashram ist mir nicht leicht gefallen – aber die Zeit rennt davon und es gibt noch so viel zu sehen…

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